Peter Prange kommt nach Walldürn
Die Initiave HERZ statt HETZE Neckar-Odenwald-Kreis hat in enger Zusammenarbeit mit dem BücherLaden Walldürn und der Stadtbibliothek in Walldürn für den Abend des 22. Oktober 2021 um 19.30 Uhr den international bekannten Schriftsteller und Publizisten Peter Prange eingeladen.
Peter Prange wird aus seinem neuesten Roman „Der Traumpalast – Im Bann der Bilder“ vortragen. Thematik des Buches ist die UFA-Traumfabrik der 20erJahre des vergangenen Jahrhunderts und erzählt wird die Geschichte von Tino & Rahel und ihrem Freund Erich Pommer. Erich Pommer war eine zeitgeschichtliche Person und jüdischer Abstammung, wurde in Hildesheim geboren und hat als Filmproduzent maßgeblich die Geschicke der UFA beeinflusst.
Er gilt als Entdecker von Marlene Dietrich und hat namhafte Filme wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“, „Metropolis“, „Der letzte Mann“ und „Der blaue Engel“ produziert. Bis 1933 lebte Pommer in Berlin Steglitz und ist dann auf Druck der Nazis in die USA emigriert.
Anlass und Gedanke für den Leseabend ist zu erinnern an den 22.10.1940, jetzt vor 81 Jahren, als die letzten jüdischen Mitbewohner aus dem Altkreis Buchen und aus Baden vertrieben und nach Gurs deportiert wurden. Mit dem Abend wollen wir ein Zeichen setzen gegen das Vergessen, gegen das Wiederaufkeimen von Rassismus und Ausgrenzung und gegen Intoleranz.
Peter Prange, geboren 1955 in Altena im Sauerland, promovierte mit einer Arbeit zur Philosophie und Sittengeschichte der Aufklärung. Nach Zwischenstationen in der Wirtschaft erfolgte 1989 der Durchbruch als Schriftsteller mit der deutsch-deutsch Familiengeschichte „Das Bernstein-Amulett“. Er lebt mit seiner Familie in Tübingen.
In seinen zahlreichen Werken, die neben Romanen auch Sach- und Drehbücher ausmachen und in viele Sprachen übersetzt wurden, stellt der Autor mit seinen Romanfiguren immer wieder Fragen nach Schuld und Verantwortung. So beleuchtet er in der Trilogie „Unsere besten Jahre: Ein Deutsches Märchen“ kritische Gesellschaftsthemen, deren Auswirkungen wir uns auch heute zu stellen haben. Das Buchthema spielt in der Heimat von Peter Prange und wurde für die ARD verfilmt.
Peter Prange hat ein feines Gespür für geschichtliche Hintergründe und deren Wirkweise entwickelt. Schon in früher Jugend stellte er sich die Frage: „Was für ein Mensch wäre wohl aus mir geworden, hätte ich in der Nazi-Zeit gelebt? Hätte ich mitgemacht? Mich gebeugt? Widerstanden? “ Dieser Betrachtung geht er auch in seinem zweiteiligen Roman „ Eine Familie in Deutschland – Zeit zu hoffen, Zeit zu leben“ und „Am Ende die Hoffnung“ nach. Diese Geschichte spielt in der Zeit von 1933 – 1945 und handelt von einer Familie im Wolfsburger Land und der Erfindung des Volkswagens. Es geht um Unrechtsherrschaft, Verfolgung und Manipulation, sowie, so Prange, um die Verführbarkeit von Menschen (in dunkler Zeit).
Mit seinem neuesten Werk: „Der Traumpalast – Im Bann der Bilder“ beleuchtet er die Dekadenz der 20er-Jahre des letzten Jahrhunderts und die Unfähigkeit der Gesellschaft mit der jungen Demokratie umzugehen, was letztlich auch zum Scheitern der Weimarer Republik geführt hat. Unter diesen geschichtlichen Hintergründen betrachtet er die Schicksale seiner Romanfiguren auf tiefgründige Weise und lässt eine spannende Erzählung entstehen, die Raum schafft, Geschichte verstehen zu lernen und zu reflektieren.
Die Initiative HERZ statt HETZE Neckar-Odenwald-Kreis tritt ein für eine offene Gesellschaft, für Menschlichkeit und Toleranz, für Freiheit und Demokratie. Sie stellt sich gegen Menschenfeindlichkeit und Ausgrenzung. Die Initiative ist bekannt dafür, sich durch verschiedene Veranstaltungsformen mit brennenden Themen unserer Zeit auseinanderzusetzen und diese in die Gesellschaft zu tragen, darauf aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren. Sei es durch Vorträge, Filme, Musik- und Leseveranstaltungen, aber auch durch Demonstrationen, um zu verdeutlichen, wie wichtig das Eintreten für Menschenrechte und die Einhaltung demokratischer Grundrechte ist, die auch in unserer Zeit Gefahr laufen ausgehebelt zu werden.
HERZ statt HEZTE Neckar-Odenwald-Kreis wird in dieser Sache unterstützt durch die fachgerechte und kompetente Hilfe der Inhaber des BücherLadens Walldürn, die behilflich waren beim Engagement des Autoren und jederzeit für die Anliegen der Initiative ein offenes Ohr haben.
Des Weiteren konnte die Stadtbibliothek Walldürn, vertreten durch ihre Leiterin und mit freundlicher Unterstützung des Bürgermeisters, dafür gewonnen werden, sich ebenfalls für die Sache einzusetzen. Es ist eine gute Gelegenheit, die Einwohner und Bürger auf die Möglichkeiten der Nutzung der öffentlichen Bibliothek hinzuweisen. Und gleichzeitig zu vermitteln, wie durch Lesen Bildung angeeignet werden kann. Auch der Tag der Bibliotheken, der für den 24.10. vorgesehen ist, kann so in angemessener Weise begangen werden.
Als Hinweis und in Bezug auf die Thematik des Leseabends sei erlaubt, den Bücherbestand der Bibliothek in Bezug auf unsere Heimatgeschichte und dabei bspw. vorhandene Literatur zu erwähnen, verfasst von Persönlichkeiten der Stadt Walldürn wie Dr. Peter Assion (+) und StD i.R. Walter Gramlich oder Daniel H. Mahr (+).
Peter Prange hat wenige Tage zuvor seine Lesereise gestartet und auf Einladung der Landesregierung Niedersachsen in Hannover die Festrede zu „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gehalten mit dem Thema: „Was geht mich jüdisches Leben in Deutschland an? Betrachtungen eines Nachgeborenen.“
Der Vorverkauf findet über den BücherLaden in Walldürn statt. Karten zum Vorverkaufspreis von 7 €, ermäßigt für Jugendliche bis 16 Jahren 4 €, Abendkasse 9 €.
Für Kartenreservierungen Telefon 06282/95 509.
Im Rahmen der Veranstaltung sind die 3-G-Regeln einzuhalten.